24. Dezember 2013

Unfälle und andere Unfälle

 
A tear of petrol
Is in your eye
The hand brake
Penetrates your thigh
Quick - Let's make love
Before you die

- The Normal, Warm Leatherette


Ich sitze im Zug in Richtung Süden. Nicht weil mein Leben gerade so spannend und toll ist und ich von Land zu Land und Stadt zu Stadt hoppe, um die Schönheit meiner Existenz abzufeiern, sondern um mich eventuell von einem todkranken Menschen zu verabschieden. Angeblich soll einen so ein Scheiß ja zum Mann machen. Was natürlich Blödsinn ist. Wer schon einmal geliebte Menschen verloren hat, weiß, dass einen das weder zum Mann, noch zur Frau, noch zu sonst irgendwem macht. Es macht einen traurig und still; ernst und langsam manchmal. Sonst gar nichts.

Die letzten Wochen, eigentlich Monate, hatte ich wenig Lust zu schreiben. Das Thema fühlt sich irgendwie durchgekaut an. Es macht mich müde. Boy meets girl. Uralt und eigentlich tolles Thema, aber irgendwie auch weder Atomphysik noch eine Kulturrevolution. Die 'Szene' enttäuscht mich zunehmend und entzaubert sich mit der Zeit mehr und mehr selbst. Phlegmatisch und bemitleidenswert hilflos wartet ein großer Teil still und leise darauf, vom Internet und ein paar überteuerten DVDs zu einem neuen, besseren Menschen gemacht zu werden. Ein anderer Teil verkauft ihnen skrupellos dumpfes Allgemeinwissen als heilbringende Lösung, feiert sich selbst als Helden der Neuzeit, weil sie wissen, wie man das eine Ding in das andere steckt, und kassiert dafür auch noch Kohle, als hätten sie wirklich etwas geleistet. Der Rest begibt sich, auf Grund fehlender Lösungen, auf die Suche nach einem Schuldigen für ihr Elend und verteufelt dann abwechselnd die moderne Gesellschaft dafür, dass sie nicht 'Mann sein dürfen', anstatt zu begreifen, dass Freiheit wäre, nicht 'Mann' sein zu müssen, sondern man selbst sein zu dürfen, und natürlich die Frauen dafür, dass sie nicht so funktionieren wie man es sich in unreifen Jungen-Träumen, fragwürdigen Internet-Foren und konservativen Männerbünden vorstellt, sondern eben leider doch eigenständig denkende Individuen sind. Nicht zu vergessen die Handvoll emotionaler Krüppel, die ihre Angst vor Frauen, Gefühlen und Verletzlichkeit damit verstecken, dass sie zwischenmenschliche Kälte, pornografisch-mechanische, entmenschlichte Sexualität und Respektlosigkeit als erstrebenswertes Ziel, als 'befreite Sexualität' oder als 'unverschleierte, harte - aber eben ehrliche - Wahrheit' verkaufen und damit einer verzweifelten, leicht steuerbaren Gruppe junger Männer beibringen, ihre persönliche Sozialstörung sei die eigentliche Norm und der Rest der Welt sei krank, verlogen oder zumindest dumm. Am Ende feiern dann Männer, die eigentlich in die Community kamen, um eine Frau zu finden, die sie ehrlich liebt, jemanden, der in seinen Texten anderen Menschen zwar schon so ziemlich überall hin gespritzt hat, aber in dieser langen Zeit noch kein einziges Mal irgendein emotionales Interesse an anderen geäussert, sich vielleicht sogar mal verliebt, geschweige denn sich überhaupt mit Menschen jenseits ihrer Körperöffnungen beschäftigt hat. Und all das tickertackert Woche für Woche vor sich hin, ohne dass die 'Szene' es kritisiert oder wenigstens hinterfragt. Das traut sich anscheinend keiner. Kritik wird hier streng hierarchisch nur von oben nach unten verteilt. Aber 'Alpha' wollen sie dann schon alle werden. Schade eigentlich. So viel Potential. So viel Gequatsche von Mut und Aufstehen und 'für sich einstehen'... Aber die Herde schaut nur kurz auf, und lässt sich dann weiter füttern, mästen und schlachten. So, jetzt reicht's aber auch wieder... Schluss! ...Stopp!... Aus!...Willst du wohl.... Aus jetzt!! Ich wollte doch eigentlich nicht mehr so viel abkotzen... und es gibt ja auch einige echt tolle, bunte Schafe in dieser Herde, bei denen ich sehr dankbar bin, sie über diesen komischen Weg gefunden zu haben... Bin ja jetzt außerdem auch schon an Leipzig vorbei und die Landschaften werden blühender. Also zurück zum eigentlichen Thema: Die letzten Monate und vor allem ihre seltsamen Wochenenden.



Scheiße ohne Erdbeeren


Ich überholte die Straßenlaternen und mein Schatten überholte mich. Die Steinplatten bildeten unter mir seltsame Muster, während ich absurd schnell einen Fuß vor den anderen setzte. Es war einer dieser Heimwege, an die ich mich sicher morgen nicht mehr erinnern würde. Sturzbetrunken und wie auf Schienen oder Autopilot flog ich durch meinen Kiez; mein mp3-Player dröhnend laut und beide Hände in den Jackentaschen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber der Himmel hatte schon dieses neonblaue Leuchten. Ich genoss den Rausch, interpretierte in jede Textzeile ozeantiefe, persönliche Bedeutung und versank in meiner Alkohol-Romantik. Ich blickte nur auf den Boden, schloss gelegentlich die Augen, sang leise mit und ergab mich ganz der gerechten Willkür der Spätsommernacht, als ich überraschend und hart mit dem Gesicht gegen ein Metallschild schlug. Genau genommen stolperte ich erst über die knöchelhohe Umzäunung einer dieser kleinen Grünflächen, die hauptsächlich dazu dienen von Hunden vollgeschissen zu werden, und fing mich dann, da ja beide Hände in meinen Jackentaschen, elegant mit dem Gesicht an dem, gegen die Grünfläche geradezu riesig wirkenden, Hunde-Verboten-Schild ab. So richtig erinnern kann ich mich eigentlich nur an das metallische Krachen; wahrscheinlich hatte ich gerade die Augen geschlossen. Nach dem ersten Schreck sah ich mich kurz um und musste zum einen feststellen, dass ich in einem kleinen Gebüsch lag und zum anderen, dass ich sonst eigentlich fast nichts sah, was da herrührte, dass ich meine Brille leider nicht mehr aufhatte und dass es auch noch ziemlich dunkel war. Ich tastete einige Minuten halbblind den Boden in meiner Umgebung ab, fand aber nichts und stand erstmal auf, um mir den Dreck abzuklopfen und nochmal nach Blut oder anderen Anzeichen einer Verletzung zu suchen. Ich stellte fest, dass ich ausser meiner Brille und meiner Coolness erstmal nichts verloren hatte und fühlte den deutlichen Impuls die Szenerie dieser Erniedrigung möglichst schnell zu verlassen. Aber das ging leider nicht. Ich konnte unmöglich meine teure Brille in diesem wahrlich beschissenen Gebüsch zurücklassen. Es half alles nichts. Ich musste zurück auf den Boden. Und das in so vielen Bedeutungen gleichzeitig.

Ich versuchte es mit Hinknien, aber so erreichte ich nur den äußeren Rand dieser urbanen Installation aus Müll, Pflanzen und Kot. Nach 2 Minuten Wühlen begann ich damit, kleine Büschel Unkraut herauszureißen, sie nach Brillenspuren abzusuchen und wütend hinter mich zu werfen. Als auch das keinen Erfolg brachte, erkannte ich, dass kein Weg daran vorbeiführte, mich wieder auf alle Viere zu begeben und tiefer in das Gebüsch zu kriechen. Ich buddelte mit beiden Händen in dem, wovon ich mir wünschte, es wäre nur Erde. Ich fluchte innerlich und schwor, hier nicht ohne meine Brille wegzugehen. Als ich neben mir Schritte hörte, und beim Hochsehen, den fragenden und gleichzeitig verächtlichen Blick des Mitte-Hipsters sah, der gerade an mir vorbeiging, wurde mir bewusst, dass es in meinem Leben wohl bisher keinen Moment gab, an dem ich näher an einem Penner war als diesen hier. 34 Jahre alt, sturzbetrunken, auf allen Vieren in einer von mir selbst gut durchgerührten Mischung aus Scheiße, Dreck, noch mehr Scheiße und einer verbogenen Designer-Brille – so blickte ich also von unten auf das neue, coole Berlin. Und es ging ohne zu stoppen, oder sich noch einmal umzudrehen, an mir vorbei. Wäre ich besser drauf gewesen, hätte ich ihm sicher etwas Schlaues hinterhergerufen. Aber ich war ja damit beschäftigt, Unkraut, Erde und Hunde-AA blind nach der jeweiligen Konsistenz zu sortieren. Ich hatte also deutlich wichtigeres zu tun. Die guten ins Töpfchen, die schlechten hinter mich auf den Gehweg...

„Was ist ihnen denn passiert?“ fragte mich die Frau in dem kleinen Brillengeschäft am nächsten Nachmittag. „Sagen wir, ich hatte einen kleinen Unfall“ antwortete ich und versuchte sie, mit dem einen Auge unter- mit dem anderen über dem Brillenrand, zu fixieren. Erst als ich wieder in meiner Wohnung war und das Ergebnis ihres halbstündigen Biegens in meinem Spiegel prüfen wollte, entdeckte ich die riesige, rote Beule auf meiner Stirn. Ich legte meine Brille ab, und mich wieder ins Bett, zog mir die Decke über den Kopf und lies der Welt den ganzen restlichen Samstag Zeit, mich ausgiebig am Arsch zu lecken.



Last Minute Resistance
Oder: So sind wir Männer eben...


Es war eine der letzten Nächte, die noch sommerlich genug war, dass sich das schwarzgekleidete Grüppchen Menschen vor statt in meiner Stammbar aufhielt. Kaum bog ich um die Ecke, hörte ich schon das liebliche Klirren von Bierflaschen, die laute Musik und das angenehme Gegrummel von vielen betrunkenen Menschen, die sich dummes Zeug erzählten. Als ich mich den dunklen Gestalten auf 10 Meter genähert hatte, hörte ich meinen Namen. Wing3 kam mir, so freudig und so torkelnd wie ein Kleinkind, entgegen gestolpert, fiel mir um den Hals und drückte mir eines der zwei Biere in die Hand, aus denen er offensichtlich vorher abwechselnd getrunken hatte. Er lallte mir dazu irgendetwas völlig unverständliches und nasses ins Ohr, das ich als überschwänglich freundliche Aufforderung interpretierte, sein halbvolles Geschenk anzunehmen und mit ihm zu feiern. Ich lobte ihn, wie man eine Katze lobt, die einem einen toten Vogel vor die Füße legt und nahm glaubwürdig dankbar einen tiefen Schluck des warmen Speichel/Bier-Gemischs. Der Abend versprach jetzt schon spaßig zu werden.

Mein treuer Wochenend-Freund zog mich sofort die letzten Meter bis vor die Bar und stellte mir schwankend zwei Mädchen vor. Eine davon war die kleine, rothaarige V, die er mir schon bestimmt vier Mal im letzten Jahr vorgestellt hatte. V hatte, seit sie sich von ihrem DJ-Freund getrennt hatte, fürchterlich angefangen zu koksen und ihre offen zur Schau gestellte Supercoolness lies darauf schließen, dass sie auch heute Abend schon reichlich Näschen gepudert hatte. Ihre Freundin kannte ich nicht, aber sie wirkte nicht weniger abwesend. Wir wechselten trotzdem die üblichen Inhaltslosigkeiten, während ich mein halbes Bier vernichtete. Dann packte mich Wing3 auch schon wieder am Arm. „Los! Wir gehen rein!“ frohlockte er, zog mich bis zur Tür, stoppte dort, blickte nachdenklich auf sein Bier und an sich herunter und meinte dann, als sei ihm die Lösung eines schwerwiegenden Problems eingefallen: „Moment. Das geht so nicht...“. Daraufhin zog er sich vor mir, der versammelten Gemeinde vor der Bar und dem verdutzten Türsteher erst die Hose herunter, goss sich dann sein restliches Bier über den Kopf, kommentierte dies kurz und hochzufrieden mit „so. jetzt.“ und marschierte in kleinen Schritten mit seiner Hose an den Knöcheln an mir und dem Türsteher vorbei in den Laden und direkt an die Bar um sich ein neues Bier zu bestellen. Ich wartete gespannt auf die Reaktion des Türstehers. Als mich dieser nur vergnügt angrinste und meinte „na dit kann ja noch lustich werdn, wa?“ wusste ich mal wieder, warum dieser Laden meine Stammbar ist.

Ich folgte also dem Beispiel des biergetränkten Freaks und bestellte mir neben ihm am Tresen ebenfalls ein neues Erfrischungsgetränk. Allerdings behielt ich meine Hose dazu an. Dafür fühlte sich der langhaarige Barkeeper anscheinend um so inspirierter von Wing3 und entledigte sich, bevor er mir ein Berliner über den Tresen schob, seines Hemdes. Ich befürchtete schon es würde mal wieder zu einer allgemeinen Entkleidungswelle in der Stammbar kommen, aber dafür war es wohl noch zu früh am Abend. Auch Wing3 erkannte die bewegungstechnischen Einschränkungen seiner Entscheidung, die Hose um die Schuhe zu tragen, und zog sich nach einigen Minuten des coolen am-Tresen-Lehnens, die Hose wieder hoch. Hatten ja jetzt auch alle mitbekommen. Wir tranken und spaßten uns im weiteren Verlauf des Abends immer wieder kreuz und quer durch die Bar, bis wir schließlich, wie zwei müde Krieger nach der Schlacht, auf einer Bank in einer Ecke strandeten. Wing3 zeigte deutliche Ausfallerscheinungen, während ich noch relativ aktiv war und in der Sorge, meinen tapferen Kameraden an den bösen Flaschengeist zu verlieren, nach einer kurzen Erholungspause versuchte am Tresen Leitungswasser zu bekommen, um ihn vor dem herannahenden K.O. zu bewahren. Als ich endlich mit dem großen Glas Wasser vor ihm stand, war er leider bereits dem Türsteher aufgefallen. In für ihn typischer Pose lag er, halb auf seinen Ellenbogen gestützt, mit offenem Mund und geschlossenen Augen, quer über der Bank und erinnerte wie immer an ein Kriegerdenkmal auf einem beliebigen Soldatenfriedhof. Ich hatte ihn so schon einige Mal, und auf den unterschiedlichsten Untergründen, liegen sehen. Es war immer wieder wahrlich ein Bild für Götter. Doch noch bevor ich etwas sagen konnte, nahm der sonst so friedliebende Türsteher Wing3s Nase zwischen seine Finger und zog ihn an dieser nach oben, bis Wing3 ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte. „Weest ja was wa ausjemacht ham, oda? Wenn de penn' willst jeste Heim!“ erklärte der Türsteher dem verwundeten Kameraden kurz und zog sich dann an die Front zurück. Zumindest musste ich ihn jetzt nicht mehr wecken.

Ich legte sofort meine Schwesternuniform an, zog mir die kleine, weiße Haube auf und nahm die Erstversorgung des immer noch verwirrten Kollegen vor. Nach ein paar Schluck Wasser kam er halbwegs zu sich. Doch statt ihn nach Hause zu schicken, was ich wahrscheinlich hätten tun sollen, begann ich ihn zu überreden, mit mir weiter in Club1 zu ziehen. Zu meiner Überraschung war er zwar nur schwer in der Lage das Wasserglas ordentlich zu halten, zeigte sich aber von meinem Vorschlag in den Club zu gehen sofort absolut begeistert. Er ist eine wahrlich tapfere Seele. Gott segne ihn.

Ich half ihm auf und wir verabschiedeten uns von dem finstren Ort und machten uns gemeinsam auf den Weg in den Nächsten. Der Club war erstaunlich leer. Einige letzte versprengte Grüppchen fielen und tanzten quer durch den Laden, aber die Schlacht war wohl bereits geschlagen und die Massen schon auf dem Weg in die Betten, um ihren Rausch auszuschlafen oder diesen komischen 'Sex' zu haben von dem immer alle reden. Ein Blick auf die Uhr erklärte mir die Situation. Es war kurz vor 6, und Club1 nicht für die längsten Parties bekannt. Wing3 steuerte quer über die Tanzfläche ein altes, ekliges Sofa an als wäre es ein frisch gemachtes Bett. Ich beschloss erstmal die Bar zu besuchen, um mir ein feines, kleines Bierchen zu genehmigen. Als ich zurückkam und mich dem Rand der Tanzfläche näherte fielen mir zwei Mädels auf. Sie tanzten relativ nahm am DJ-Pult und passten beide nicht so ganz zu dem für Club1 üblichen Publikum. Die eine war groß und blond, die andere extrem klein und dunkelhaarig. Beide waren sehr schlank und für Club1 etwas zu prollig gestylt. Die Kleine fixierte mich schon von weitem und kam, als ich sie ansah, direkt auf mich zugesteuert. Sie packte mich am Arm und zog mich auf die Tanzfläche. Als jemand, dem so etwas vielleicht alle zehn Monate mal passiert, reagierte ich leicht überfordert. Ich tanzte zwar ein wenig mit, tat aber vor allem das, was ich immer tue, wenn ich nicht weiß wie ich reagieren soll: Ich fing an zu reden. Und in Ermangelung angemessener Reaktionszeit natürlich auch gleich noch ziemlich dummes Zeug.

Elia: „Na, ihr gehört doch eigentlich gar nicht hier her?“

Einmeterfünfzig: „Hä? Wie meinste denn das?“

Elia: „Na ihr zwei gehört doch eigentlich eher ins XXX(prolliger Teeny-Hardrockschuppen).“

Die Mädels flüsterten und kicherten.

Einmeterfünfzig: „Ja, stimmt. Da sind wir auch immer. Aber das is ja nur Donnerstags.“

Ich tanzte noch eine Weile mit ihr und redete ähnlich inhaltsfreien Dünnschiss. Die Kleine stand ganz eindeutig auf mich. Ich sah sie mir nochmal genauer an. Man will ja schließlich keine voreiligen Entscheidungen treffen. Sie war wirklich winzig, schien aber einen ziemlich guten Körper zu haben. Der Rest an ihr verhieß allerdings keinerlei Gemeinsamkeiten mit meiner Welt. So weit ich mich erinnere hatte sie ein Piercing im Gesicht, ihre seltsam unechte Bräune ließ auf den regelmäßigen Besuch im Sonnenstudio schließen, die hüftlangen, glatten, schwarzen Haare schrien förmlich 'Extensions' und auch der Stil ihrer Klamotten roch irgendwie nach Arschgeweih, Golf III und Böhse Onkelz. Mädels wie sie verirrten sich eigentlich selten in kleine Kellerclubs, sondern sammelten sich normalerweise in den Großraumdissen und Jugendzentren im Brandenburger Umland oder den Touristenfallen in Friedrichshain. In meinem Kopf begann eine wilde Diskussion. Die eine Hälfte meiner inneren Stimmen plärrte, ich solle gefälligst jetzt mal die Gelegenheit beim angeschweißten Zopf packen und hoffen dass dieser hält, die andere Hälfte schüttelte ungläubig und verächtlich den Kopf über den Gedanken, mit dieser Frau alleine zu sein, geschweige denn eine längere oder auch nur kurze Unterhaltung zu führen. Ich selbst war in erster Linie mal verwundert über ihre Reaktion auf mich, da nach meiner Erfahrung Mädels wie sie eher auf tätowierte Typen mit gestählten Brustkörben, viel zu kleinen Ed-Hardy-Shirts und peinlichen Alufelgen abfahren, statt auf blasse, kleine Glatzköpfe mit Brille. Sie begann mich ziemlich eindeutig (ich hasse schon das Wort) 'anzutanzen'. Es blieb nur noch Kampf oder Flucht. Ihr kennt mich. Ihr wisst, dass ihr euch auf mich verlassen könnt. Ich wählte die Flucht.

Obwohl ich aus dem Augenwinkel beobachtete, wie Wing3 sich zwar kaum noch auf den Beinen halten konnte, aber trotzdem von zwei Mädchen gerade vom Sofa und, durch eine sonst verschlossene Tür, in den Backstage gezerrt wurde, berief ich mich darauf, meinen sozialen und gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen zu müssen:

Elia: „Ähm... ich muss mal nach meinem ...äää... Kumpel... schaun.“

Einmeterfünfzig: „Ok, ich komm mit!“

Ich war irritiert. Die Realität bewies mir mal wieder zwei Dinge: Zum einen, dass dieser ganze Pick-Up-Schmonz von wegen, der Mann muss immer diesunddas machen und die Frauen lassen sich 'gamen', genau so wahr ist wie der Weihnachtsmann und zum anderen, dass es dem Universum einen Heidenspaß macht, seinen dreckigen Finger in meine Pick-Up-Wunde zu legen und dann noch genüsslich drin rum zu popeln. Jetzt hatte ich also monatelang nach einer Gelegenheit geplärrt, engeren Körperkontakt unter Alkoholeinfluss mit einer mir völlig unbekannten Person zu praktizieren, und nun als sie, winzig klein, betrunken und bereit mir zu folgen, vor mir stand ging mir nichts anderes durch den Kopf als: „Oh. Scheiße.“

Mein Hinweis darauf, dass sie aber doch mit ihrer Freundin hier sei, wurde von der kleinen, aber extrem entschlossenen Frau schweigend in den Wind geschlagen und so blieb mir nichts anderes, als mich mit ihr auf die Suche nach meinem 'verlorenen Freund' zu machen. Ich fühlte mich stark an diesen blöden Dreiteiler mit dem Ring und den scheiß Zwergen erinnert. Speziell als wir im Gänsemarsch die endlos lange Treppe in den oberen Bereich des Clubs hinaufstiegen wie einen Bergpass, und ich das beklemmende Gefühl hatte, sie würde mir jetzt auch ohne zu zögern in einen dunklen Wald folgen. Oben angekommen suchten wir meinen Freund. Das hatte ich ja schließlich so gesagt. Die Suche endete, wie zu erwarten war, erfolglos. Und so standen wir schließlich ziemlich planlos und schweigend zwischen den leeren Sitzecken voreinander. Die Barleute räumten im Hintergrund bereits Stühle, Gläser und Müll zusammen und ich blickte hilflos in Richtung meines Bauchnabels, auf dessen Höhe mich diese fremde Frau anstarrte. Es vergingen einige Sekunden und nur ein sozial völlig behinderter Idiot hätte nicht gecheckt, worauf sie wartete. Der Druck stieg. Ich wusste, ich würde im Pick Up Forum erst geköpft, dann ausgelacht, dann im Gesicht angemalt und dann gebannt, wenn ich jetzt nicht tue, was man eben tut, wenn man morgens um 7 mit einem betrunkenen Mädchen im Club steht und sie einen so ansieht.

Mir kam es ewig vor. Es fühlte sich ein bisschen an wie Sterben, nur dass nicht mein Leben an meinem inneren Auge vorbeizog, sondern eine komische Liste an Plus- und Minus-Punkten. Beide Seiten der Liste waren nicht allzu lang. Auf der Plus-Seite erschien als erstes ihr offensichtlich guter Body, gefolgt von einigen ekligen Eimern voller Erwartungen, Rollenklischees und sozialem Druck a'la 'Mann sein müssen' (Hallo Philipp Czerny!), 'Eskalieren müssen', 'Comfort Zone sprengen' und dann natürlich dem Respekt anderer Kerle in Forum, facebook und natürlich auch, nicht zu vergessen, dem 'echten Leben'. Auf der Minus-Seite meldete sich vor allem der kleine, introvertierte Kontrollfreak in mir zu Wort. Ich fragte mich, worüber ich mit dieser Frau nur jemals reden sollte? Morgen früh? Im Taxi? Auf dem Weg aus dem Club? Jetzt?... Über Rammstein-Konzerte, 'Hang-Over-III' und was man alles mit Jägermeister mischen kann? Über Tribal-Tattoos, Pfefferminzlikör, Fitnessstudios und Pauschalurlaub auf Malle? Und wie das überhaupt jetzt laufen soll?...Mein Kopf malte sich diverse Szenarien aus. Ob sie dann überhaupt bei mir pennt? Oder ob ich sie danach nachhause schicke? Wie ich jetzt überhaupt auf solche Scheiß-Fragen komme, wo doch noch gar nichts passiert ist? Und dann war sie vor allem ja ein fremder Mensch! Oh my god! Und das auf so vielen Ebenen. Wir waren uns nicht nur fremd, sondern hatten tatsächlich noch keine zehn Sätze miteinander gewechselt. Wollte ich wirklich diesen fremden Menschen in meiner Wohnung, in meinem Bett, in meinem Mund? Alle anderen wollen das doch auch immer... Und sie starrte mich immer noch so erwartungsvoll an. Dabei war ich doch noch mitten in der Minus-Liste! Ich müsste mich sowieso setzen. Ja richtig, setzen. Sie war ja viel zu klein. VIEL zu klein! Ich müsste mich ja sonst bücken! „Wollen wir uns setzen?“ ging mir durch den Kopf. Vielleicht hatte ich es auch ausgesprochen, ich weiß es nicht mehr. Aber der Moment war bereits vorbei. Das konnte man spüren und vor allem sehen. Ihr Blick war ein anderer. Die Erwartung war weg. Da war nix zu holen. Es war so verzweifelt wie blödsinnig. Zwei betrunkene Menschen morgens um 7 in einem leeren Club. Es sprach einfach nichts dafür, mit dieser Frau Sex oder sonst irgendwas zu haben, ausser der wagen Möglichkeit dazu und der Aussicht auf Reibung und Wärme. Es verband uns nichts und ich konnte für mich zumindest sagen, dass mich nichts an ihr anzog, ausser der Tatsache, dass sie der Hälfte der Menschheit angehörte, die keinen Penis ihr Eigen nennen kann.

EJECT. So heißt das ja im Pick-Up. Oder vielleicht besser 'Last Minute Resistance'? Wobei es in meinem Fall wohl eher eine 'First Minute Resistance' war. Beides ist im Pick Up leider nur für Wesen ohne Penis vorgesehen. Männer haben eigentlich gefälligst immer zu wollen. Freiheit ist irgendwie was anderes. Wir gingen zusammen wieder nach unten. Glaube ich zumindest. Die Zeit und der Alkohol haben die Erinnerung an den Abend schon etwas ausbleichen lassen. Irgendwo um die Tanzfläche herum trennten sich unsere Wege und auch Wing3 tauchte nicht mehr auf.

Ich verlies, halb frustriert, halb geschmeichelt, den Club. Zwei Häuser weiter stolperte ich in einen winzigen Gothic-Schuppen. Auf der Tanzfläche waren genau noch zwei Mädels. Beide nicht mein Fall. Ähnliche Klientel wie die beiden Tanzmäuse in Club1. Vielleicht hätte man die Vier miteinander bekannt machen sollen...Ich drehte nach 30 Sekunden um und ging wieder raus auf die Straße. Ich lief in Richtung des Absturzclubs und musste dabei über mich selbst schmunzeln. Wie unvermittelbar bin ich eigentlich wirklich? Sind meine Ansprüche tatsächlich so absurd hoch oder speziell? Hat das was mit dem Alter zu tun? Ist das die berühmte 'Verkorkstheit' der Ü-30er-Singles? Fragen über Fragen. Ich erkannte, dass nur Alkohol mir hier weiterhelfen konnte.

Im Absturzclub trank ich ein Bier und bekam Lust zu tanzen. Leider war die Musik so abgrundtief scheiße, dass ich auch diesen Laden wieder verlies und mich auf den Weg in die Hass-Bar machte. Die Hass-Bar ist ein verkokster, schmutziger, kleiner House-Schuppen in dem man aber bis in den Nachmittag hinein gut feiern kann, vorausgesetzt man schafft es die versnobten Schnösel und die dazugehörigen Blondinen zu ignorieren. Ich kaufte mir dort ein letztes Bier und stellte mich in die zuckende Menge, als ich plötzlich ein breites Grinsen auf der anderen Seite der winzigen Tanzfläche entdeckte. Es war Wing2. Ich hatte nicht mehr mit sozialem Kontakt gerechnet, und war eigentlich auch nicht mehr wirklich in der Lage dazu. Wir begrüßten uns also kurz und nickten dann nebeneinander zum monotonen Beat.

„Irgendwas scheine ich heute auszustrahlen“ dachte ich mir, als mir nach einigen Minuten auffiel, dass mich der DJ seltsam freundlich anlächelte. Als ich seinen Blick etwas fragend erwiderte, führte er mir kunstvoll pantomimisch den Konsum einer Line Koks vor. „Hervorragende Idee“ dachte ich mir „guter Mann“ und machte mich auf den langen Weg, die kurze Strecke durch die dichte Menge bis zum DJ-Pult. Dort angekommen stellte ich mich neben meinen neuen Freund. Der freute sich und begrüßte mich herzlich mit „und?“. „Ja. Los...“ gab ich ebenso ausführlich zurück und wartete auf meinen versprochenen Fitmacher. „Hast du Koks?“ plärrte der DJ mich jetzt etwas konkreter an. „Ne, ich dachte du“ gab ich zurück. Und da war er wieder. Dieser enttäuschte Blick. Ich schien in dieser Nacht einfach niemanden glücklich machen zu können. Auch aus dieser peinlichen Situation blieb mir nur die Flucht und schon wieder hinterließ ich einen Menschen, dem ich einfach nicht geben konnte, was er von mir wollte.

Ich zuckte noch eine Weile neben Wing2, dann zog es mich wieder hinaus. Ich war endlich richtig betrunken und der festen Überzeugung jetzt mein Glück im Absturzclub finden zu können. Dazu kam es allerdings nicht mehr. Ich scheiterte auf der Hälfte des Weges und winkte mir mechanisch eines dieser schönen, gelben Rettungsboote heran, das mich nachhause in mein geliebtes Bett brachte. Ob das Mädchen und der DJ in dieser Nacht noch bekamen, wonach sie sich sehnten, weiß ich nicht. Ich ging jedenfalls schlafen. Ohne Sex und ohne Koks.



Der Morgen an dem mein Gewissen begann mich zu siezen


Ich habe diesen Text auf dem Weg in die Heimat vor zwei Wochen begonnen. Jetzt sitze ich in Tegel vor dem Gate C48 und warte auf meinen Flug. Es geht wieder in die Heimat. Diesmal allerdings mit fröhlicheren Gedanken - diesmal warten Plätzchen und Whisky auf mich. Alle Kunden-Weihnachtsfeiern sind erfolgreich hinter mich gebracht und von den meisten fehlt mir das Ende und der Nachhauseweg. Mein Hang zu Blackouts hat sich in den letzten Monaten nochmal deutlich gesteigert. Inzwischen ist es für mich eigentlich fast normal, dass mir mein Gehirn, wenn ich Sonntags versuche mich an die letzten Stunden des gestrigen Abends zu erinnern, nur eine sich langsam vor sich hin drehende Sanduhr zeigt. Vor ihr schlafe ich dann meistens auch wieder ein.

Mit genau dieser schwammigen Leere im Kopf wachte ich vor ein paar Wochen mal wieder Sonntag Nachmittags auf und fragte mich kurz, wie ich gestern nur nachhause gekommen war. Was die Antwort war, hatte ich ja gerade schon beschrieben. Ich wälzte mich also die letzten Stunden des Tages zwischen Kopfschmerzen und Magengrummeln noch ein wenig im Bett hin und her und schlief dann bis Montag Mittag durch.

Ausgeschlafen und voller Energie und Tatendrang stand ich am Montag auf und machte mir einen kräftigen Kaffee. Ich schlenderte ein wenig durch meine Wohnung und entwarf einen enthusiastischen Plan für den heutigen Tag. Beim Spaziergang durch meine Wohnung schaute ich auch kurz in meinem Arbeitszimmer vorbei. Hier gibt es ein großes Fenster, an dem man prima stehen und bedeutungsvoll Kaffeetrinken kann, während man den gehetzten Lohnsklaven auf dem Weg zur Arbeit zusieht. Und genau so stand ich an besagtem Fenster und dachte mir „war das ein Fahrrad an dem ich da gerade vorbeigelaufen bin? Ein fremdes Fahrrad?“. Die Nespresso-Werbespot-Atmosphäre war schlagartig verflogen und ich drehte mich langsam um.

Tatsache. Da stand es. Ein mir vollkommen fremdes Damenrad - zwei Gepäckträger, 18Gang-Schaltung, gut in Schuss. „Holy... Mother.....fuck!“. Ich blieb zwei Minuten vor dem Eindringling stehen und versuchte mich krampfhaft an irgendwelche Bilderfetzen zu erinnern, die mir weiterhelfen könnten, diese Situation zu erklären. ...Sanduhr. Sonst nichts. Ich hatte keinen blassen Dunst, wie dieses Fahrrad in meine Wohnung kam. Aber ich hatte eine dunkle Ahnung. Meinen Hang zur Sachbeschädigung und Kleinstkriminalität dachte ich mit 15, 16 und 17 ausgiebig ausgelebt zu haben und seit dem hatte ich auch, wie es sich für einen richtigen Erwachsenen gehört, die Finger von Spraydosen, Mercedes-Sternen, und fremdem Eigentum gelassen. Aber Betrunkene sind bekanntlich manchmal wie Kinder. Und ich war immer eher ein seltsames Kind.

Ich versuchte mich so gut es ging als Sherlock Holmes und sammelte Hinweise. Die zwei auffallend großen Gepäckträger wiesen auf einen Zeitungsausträger als Opfer der Tat hin. Das würde auch das fehlende Schloss erklären. Denn so kriminell mich der Rausch der letzten Nacht auch anscheinend hatte werden lassen, Schlösser knacken gehört trotzdem nicht zu meinen Fähigkeiten. Im Laufe des Tages fand ich ein U-Bahn-Ticket in meiner Hose. Ich Arschnase hatte der armen Sau anscheinend nicht nur das Fahrrad vor der Tür weggeklaut, sondern das auch noch nur wegen dem Spaß, oder zumindest dem kurzen Weg von der U-Bahn bis zu meiner Haustür. Ich suchte weiter und fand zwei leergefressene Bäckertüten in meinem Bett. Mein Croissant-Junkietum ist grundsätzlich nichts Neues, aber es eröffnete in diesem Fall eine weitere Version des Tathergangs. Ich sah mich förmlich mit fliegenden Zeitungen und kichernd davon fahren, während hinter mir ein armes Menschlein fluchend aus einer Bäckerei rannte. Kein schönes Bild. Eine Mischung aus Scham und Ungläubigkeit bereitete mir Gänsehaut. Als ich Wing2 die Geschichte am Telefon erzählte erntete ich einen ordentlichen Anschiss. Hätte ich mir auch denken können. Der Mann ist Fahrrad-Fetischist und ich hatte praktisch ein Fahrrad entführt und aus seiner vertrauten Umgebung gerissen. Es dauerte einige Tage, bis ich ihn wieder versöhnlich stimmen konnte und er mir glaubte, dass ich das Ganze ohne böse Absichten und vor allem ohne Bewusstsein getan hatte.

Vor drei Wochen ist ein zweites Fahrrad dazugekommen. Auf die gleiche Weise. Es muss ein
Weibchen sein. Die zwei haben sich sofort verstanden. Inzwischen sind es Vier. Zu meiner Verteidigung muss ich anmerken, dass ich mich an den Einzug des vierten Fahrrads wenigstens erinnere. Wing2 hatte mich wegen der ersten drei dieses Wochenende noch einmal ordentlich zur Sau gemacht. Wir waren gerade auf dem Weg in eine neue Bar und er meinte es könne doch gar nicht sein, dass man so schnell mal einfach ein unangeschlossenes Fahrrad finde. Er sagte, er würde mir ein Bier zahlen, wenn ich bis zur Bar eins fände. Zwei Blocks weiter radelten wir schon nebeneinander her. Es war ein Jugendrad, mir etwas zu klein, und es war vorne und hinten platt, aber das war mir egal. Bis wir an der Bar waren, war selbst der Gummimantel durchgefahren. Ich bekam mein versprochenes Bier und wir tranken und amüsierten uns über das Fahrrad und sahen zu, wie vor uns eine dicke Frau auf den Tresen kletterte und völlig betrunken auf der Bar tanzte. Als wir die Bar verließen und Wing2 sein Fahrrad aufsperrte stand direkt daneben ein schönes, halbwegs neues Damenrad. – unangesperrt! Betrunkene scheinen auch das gleiche Glück wie kleine Kinder zu haben. Zumindest fällt es mir leichter, fremde Fahrräder mit in meine Wohnung zu nehmen, als fremde Frauen. Was ich allerdings mit den vielen Fahrrädern in meiner Wohnung jetzt mache, weiß ich noch nicht genau.



Join the car crash set


In den letzten Wochen dieses Jahres sind einige komische Sachen passiert. Aber vielleicht bin ich auch nur in dieser seltsamen, nachdenklichen Stimmung, in die man verfällt, wenn sich das Jahr dem Ende neigt. In meiner Post fand ich jedenfalls neulich noch ein liebes Schreiben mit herzlichen Weihnachtsgrüßen einer Anwaltskanzlei aus München, die mich wegen des Herunterladens eines Filmes mit Brad Pitt in der Hauptrolle, um 1000 Euro baten. Als würde ein normaler Mensch 1000 Euro für einen Brad-Pitt-Film zahlen! Diese Bayern...humorige Menschen. Man muss sie einfach mögen.

Es gibt manchmal so Phasen, da fühlt sich das Leben an, wie eine Aneinanderreihung von Unfällen. Man denkt ständig „Hoppla! War das jetzt meine Schuld?“ oder „Oh verdammt! Das hab ich nicht kommen sehen!“ aber nach dem dritten oder vierten Rumms gewöhnt man sich an das Quietschen der Reifen und das Geräusch von Blech auf Beton. Wie immer ist auch hier die große Kunst das Loslassen. Und nach einiger Zeit fängt man an sich zu entspannen. Unfall-Zen nenne ich das. Man wartet lächelnd auf den nächsten Aufprall und genießt den ganz besonderen Geruch von brennendem Kunstleder.

Worüber ich mir allerdings nicht mehr wirklich sicher bin ist, ob die Entdeckung von Pick Up für mich und mein Leben nun eigentlich das Eintreffen des Krankenwagens, oder nicht viel eher einen weiteren Unfall darstellt. Ohne Pick Up wäre mein Liebesleben dieses Jahr jedenfalls auch nicht viel anders verlaufen. Gevögelt habe ich nicht. Aber verliebt habe ich mich immerhin ein mal. Und das ist lustiger Weise schon ein Mal mehr, als einige bekannte Pick Up Blogger. Allerdings kann man das Verlieben natürlich auch nicht erzwingen, sondern nur zulassen.

So Kinderlein, nun werde ich mich mal zu Oma und Mutti an den Kaffeetisch begeben, bevor ich die zwei 'HBs' zur nächsten Location 'bounce', um dort die Sache mit dem Jesuskind abzufeiern. Mein Kater hat sich etwas gebessert und mein Magen könnte die Lebkuchen vielleicht behalten. Ich wünsche euch allen von Herzen ganz viel Liebe und noch andere tolle Sachen! Feiert schön, rutscht gut rein, und tut nichts, was ich nicht auch tun würde!


Elia

4 Kommentare:

  1. hey. ich verfolge das hier mit großem interesse. ich kenne/kannte den wunsch eine beziehung zu haben sehr gut. ich war selber sehr introvertiert und schüchtern insbesondere was das ansprechen von frauen angeht. ich hatte immer mit ängsten zu kämpfen wie z.b. sehe ich gut genug für sie aus, was denkt sie wenn sie mich sieht und ich sie anspreche, ist das nicht doch irgendwie aufdringlich, worüber soll ich denn mit ihr bloß reden etc etc etc.im endeffekt habe ich an mir und meinen fähigkeiten gezweifelt. kein selbstbewusstsein gehabt und mich selber leiden konnte ich mich aufgrund meiner ganzen fehler und vieler kleinen macken schon mal gar nicht.....all das waren unglaublich große hürden die ich mir selber erbaut habe, aus angst abgelehnt, verletzt und in meinem schlechten selbstbild bestätigt zu werden.seit etwa 10 monaten habe ich mich auf eine schatzsuche begeben. und zwar in mir drin.ich habe vorallem gelernt mich selber weitesgehend zu akzeptieren wie ich bin. meine guten und meine schlechten eigenschaften machen mich aus. das eine ohne das andere wäre nicht ich. und perfekt will und kann ich auch nicht mehr sein. 1. ist das megaanstrengend 2. perfekt zu sein bedeutet auch die eigenen wünsche und begierden zu unterdrücken was letztendlich nur dazu führt dass ich selbst wenn ich das ziel des perfektseins erreiche doch unglücklich bin und mein ziel ist es ja nicht unglücklich zu sein, sondern zufrieden und glücklich soweit es in meiner macht liegt. ich habe aufgehört/höre damit auf mich mit anderen auf eine unfaire art und weise mir selbst gegenüber zu vergleichen, denn jeder mensch ist einzigartig mit einem einzigartigen lebensweg. wie kann ich dann einen vergleich von zwei grundsätzlich verschiedenen menschen machen, ohne dabei den kürzeren zu ziehen? richtig es geht einfach nicht. ich habe gelernt/lerne liebevoller und nachsichtiger mit mir zu sein. ich habe gelernt/lerne geduldig zu sein. in dem wissen das viele dinge die ich haben möchte oder verändern will, einfach zeit brauchen umgesetzt zu werden. ich habe gelernt/lerne meinen fokus immer wieder auf mich zu richten. das leben besteht aus so vielen facetten die alle an mir ziehen. seien es freunde, familie, partner, job, die gesellschaft, weltanschauungen etc etc etc. alle bereiche ziehen mich immer wieder von mir selber weg. was mir wichtig ist. was ich als richtig oder falsch erachte. versuchen mir mit aller kraft ihre eigenen wahrheiten, anschaungen, urteile als wichtiger/richtiger zu betrachten als meine eigenen. damit will ich nicht sagen, ich isoliere mich, sondern ich reflektiere und richte meinen interessenfokus immer wieder auf mich selbst und nehme die eindrücke/meinungen in mich auf und entscheide selber was ich annehme oder auch nicht. der fokus auf mich selber hat aber auch eine ganz andere funktion. er macht meinen kopf frei von blöden oder destruktiven gedanken. lässt mich mich sein. mit allem was zu mir gehört egal ob gut oder schlecht. ich weiß wer ich bin und was ich will und brauche mich dessen nicht zu schämen. das gibt mir nicht nur selbstbewusstsein. ich mag mich mittlerweile ganz gern :D aber auch die meinungen ansichten anderer muss ich dadurch nicht mehr auf die goldwaage legen um meinen selbstwert daran zu messen. ein korb von einem mädel dass mir gefällt ist kein weltuntergang mehr ^^ so das wars erst mal was mir dazu einfällt.

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    1. Hallo Jakob,

      Vielen Dank für dein ehrliches Feedback und deine Gedanken!
      Was du über das "Perfektsein" schreibst finde ich sehr gut. Es ist ein großer Schritt, zu erkennen, dass man sich gar nicht "perfektionieren" will, sondern sich eigentlich so annehmen will, wie man ist. Nach meiner Erfahrung trifft man diese extreme Selbstkritik und diesen blockierenden Perfektionismus bei Menschen oft in Verbindung mit einer bestimten Introvertiertheit. Das eine bedingt das andere und umgekehrt. Für solche Charaktere ist es ein gigantischer Schritt, mit den eigenen "Schwächen" umgehen zu lernen. Das macht einen weder zu einem perfekteren Menschen, noch zu einem extrovertierten Partyhengst. Aber es macht einen ein großes Stück zufriedener. Ich vermute, wir kämpfen da beide an einer ähnlichen Front. Ich wünsche dir auf jeden Fall ein tolles 2014! Vielen Dank für's Mitlesen und lass es krachen !!

      Elia

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  2. Ich habe mir deinen blog von anfang an durchgelesen. Habe mich selber in vielem wiedergefunden, aber eins ist mir doch aufgefallen bei dir. Du hast viel erlebt in der zeit seit dein blog online ist. Berichtest was dir wichtig erscheint oder wert ist gesagt zu werden, dafür meinen respekt. Doch jedes mal wenn du an einen "wunden" punkt kommst, habe ich das gefühl dass du dich dann mit alk betäubst oder dich selber nicht näher kennenlernen willst, aus angst etwas zu finden. Quasi mal einen blick hinter den vorhang zu werfen. Einerseits verstehe ich das, andererseits finde ich es schade, dass du dich das bisher nicht getraut hast. Das ist jedenfalls mein bisheriger eindruck. Ob es wirklich so ist oder nicht kann ich nicht sagen.
    Wünsche dir einen guten rutsch ins neue jahr.
    Lg jakob s.

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    1. Hi Jakob,
      Da könntest du recht haben. Ein großer Held ausserhalb meiner "Comfort Zone" war ich bisher nicht und der Alkohol wird in solchen Momenten natürlich ein besonders guter Freund. Ich werde da nochmal gründlich drüber nachdenken. ...Nach Silvester! ;)

      Elia

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