12. September 2013

Hinter mir das Meer

Das normale Leben und das leise Knirschen von Kies, wenn der Bentley vorfährt



Morgen früh um 6:00Uhr geht mein Flieger nach Paris. Ich werde für einige Tage Freunde in Frankreich besuchen. Das ist nicht wirklich ein besonders aufregender oder langer Urlaub, kein exotisches und weit entferntes Ziel, aber für mich schon selten. Es ist sicher schon zwei Jahre her, dass ich überhaupt Urlaub gemacht habe. Zum einen kommt das daher, dass eine längere Abwesenheit für mich als Selbständiger immer die Gefahr birgt, Jobs oder sogar Kunden zu verlieren, zum anderen aber auch einfach daher, dass ich nie wirklich ein großer Fan von weiten Reisen und abenteuerlichen Trips zu fremden Kulturen in fernen Ländern war. Meine Eltern konnten es sich nicht leisten mit mir und meinen Geschwistern weite Reisen zu machen und so habe ich in meiner Kindheit Urlaub jenseits von Österreich nie als normal erlebt. Nach dem Abi hatte ich kein Bedürfnis nach Weltreise und abgesehen davon, dass ich eine Zeit lang beruflich unterwegs war, habe ich so etwas wie Fernweh einfach nie entwickelt. Als zart neurotischer Perfektionist stressen mich ausserdem Reiseplanungen, Vorbereitung und Durchführung aufwändiger Trips eher und da ich mich weder für Sonne, Meer und Palmen, noch für untypisch große Insekten im Schlafzimmer oder aufregende, neue Bakterien im Trinkwasser begeistern kann, entspanne ich mich meist und gerne zuhause oder bei Freunden. Schon wieder etwas, das ich anscheinend grob falsch mache, wenn ich für Frauen als Sexual- und Lebenspartner interessant sein will. Denn wenn man sich die Profile einschlägiger Pick Up Artists ansieht, scheint es ein wichtiger Bestandteil des Lebens eines attraktiven Mannes zu sein, permanent mehr oder weniger sinn- und sorgenfrei um die Welt zu reisen und dies der Welt auch genauso permanent in Form von Fotos, von besonders ausgelassenen, jungen, hübschen, bevorzugt weiblichen Menschen vor aufregenden, exotischen Hintergründen, oder in überteuerten, pseudo-schicken VIP-Clubs, mitzuteilen.

Ich reise nicht wirklich gerne. Das wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern, oder zumindest habe ich nicht vor es zwangsweise zu ändern, um einem Bild von Mann zu entsprechen, das jemand anderes für mich entworfen hat. Trotzdem hat mich der Gedanke heute beim Kofferpacken nicht losgelassen, wo eigentlich dieses seltsam anmutende Rollenbild vom kosmopolitischen Jet-Set-Casanova in der Pick Up Community herkommt und wie lebensfähig oder attraktiv der dort skizzierte Mann eigentlich wäre. Was macht diesen Supertypen eigentlich aus? Wie muss ich mir seinen Alltag vorstellen? Wer ist er eigentlich und wo kommt er her?

Gelegentlich habe ich das Gefühl, dass das Rollenbild dem hier oft nachgeeifert wird eine extrem pubertäre, männliche Hollywood-Idee eines 'tollen Mannes' ist. Er reist ständig durch die Welt, trägt schicke Klamotten, sitzt in coolen Hotels und Bars, scheint sich um Geld, Pflichten, den Biomüll und Darmkrebsvorsorge keine Gedanken zu machen und hat natürlich ununterbrochen unverbindlichen Sex mit jungen, hübschen Frauen. Eigentlich ist der gute Mann eine wilde Mischung aus James Bond auf Businessreise und dem unreifen Klischee eines PLAYBOY-Fotografen aus den 70ern. Was er nicht hat ist eine feste Freundin, einen Bausparvertrag, Alltagssorgen, Katzenallergie, Löcher im Socken und eine Bonuspunktekarte von REAL. Aber warum eigentlich nicht? Ist der Typ mit dem Sparbuch für eine Frau tatsächlich so absolut unattraktiv, und der mit den 10 anderen Bums-Freundinnen, der morgen nach Hong Kong weiter muss, wirklich das Ziel ihrer Träume? Oder ist das nur die Phantasiewelt von kleinen Jungen und unreifen Mädchen? Entstand dieses Rollenbild vielleicht einfach nur im Kopf eines jungen Zauberers, der versucht hat, oberflächliche, blondierte Jungschauspielerinnen in den Edel-Clubs von Los Angeles aufzureißen?

Muss ich so leben? Oder muss ich wenigstens so leben wollen? Müssen wir jetzt wirklich alle unsere Jobs kündigen, und unser „own business“ starten? Und wer würde dann eigentlich die ganzen Bürojobs machen und unsere Busse fahren? Sind die Typen, mit den festen Angestelltenverhältnissen wirklich automatisch unattraktiver für Frauen? Und warum wollen uns das immer ausgerechnet die Typen erzählen, die als selbsterklärte Lebenshelfer ruhelos durch die Weltgeschichte tingeln? Müssen wir also alle den gleichen Body, den gleichen Bauch, das coole Tattoo, das gleiche Leben und das gleiche Designerhemd haben, um eine Freundin zu finden, die wirklich zu uns passt? Und warum zur Hölle stehen diese Schlauberger in den Self-help-, Lifestyle- und InnerGame-Videos immer auf irgendwelchen agavenbewachsenen Hügeln in der Abendsonne rum? Warum sieht man immer das Meer im Hintergrund? Was soll uns hier vor unseren Laptops eigentlich vermittelt werden? Doch nicht etwa, dass unser Leben langweilig ist, oder?

Könnte es etwa sein, dass eine ganze Industrie von Self-help-Autoren und -'Gurus' davon lebt, uns einzureden, dass wir unglücklich sind und anders leben müssten, um wirklich glücklich zu sein? Dass es hierfür wichtig ist, uns regelmäßig zu fragen, was wir jetzt eigentlich zuhause in der Kleinstadt, vor dem Feierabendbier treiben und warum wir nicht auch auf diesem tollen Hügel, mit dem Meer, den Palmen und dem ganzen Zeug, rumturnen? Ob wir nicht ein anderes Leben leben möchten?
Aber was genau wären wir dann eigentlich alle? Geheimagenten? Diplomaten? Surflehrer? Noch mehr Self-help-Buchautoren? Wahrscheinlich am besten Rockstars oder Supermodels! Aber sind das nicht genau die Leute, die so gerne depressiv werden, Drogen nehmen und aus Hotelzimmerfenstern springen?
Sind das nicht die Leute, die ständig in jede Kamera heulen, sie würden gerne ein ganz normales, durchschnittliches Leben führen?

Ist das Gras nicht IMMER grüner auf der anderen Seite?



Lifestyle zu verkaufen!


Wer oder was soll das also bitte sein, dieser seltsam-traurige Abklatsch eines Millionärssohnes auf Geheimagentenmission im All-inclusive-Urlaub, den uns diverse Lifestyle- und Pick-Up-Spezialisten tagtäglich via Facebook vor die Nase halten? Ist es wirklich das was alle Frauen sich wünschen? Drei Sterne Doppelzimmer in Budapest mit Kabelfernsehen, Telefon und Gemeinschaftsterrasse? Muss ich jetzt wirklich jedes Hotelklo auf Facebook posten, um zu beweisen, dass ich gerade nicht in Wuppertal bin? Macht es tatsächlich attraktiv, ständig überteuerten Whisky-Blend an Plastik-Tischen in Plastik-Clubs zu trinken, nur um den Tisch danach fotografieren zu können?

Muss man als echter „Bro“ wirklich auf jedem seiner retrogefilterten Facebook-Fotos verträumt am Hotelzimmerfenster im zweihundertdreiundsechzigsten Stock über Shanghai, New-York, Rio, Tokio stehen und hochgradig nachdenklich auf den verkackten Morgendunst über der Stadt starren? Und wie soll ich mir eigentlich vorstellen, dass solche Fotos entstehen? Wer ist denn der Fotograf bei solchen privaten, ultra-deepen, echten, total spontanen Momenten im Leben eines jungen International-Business-Gigolos?

Und ist es wirklich ein Beweis für coolen Lifestyle, wenn Richard La Ruina mir jeden Morgen via Facebook den Popo eines anderen Models vor seinem Billy-Regal präsentieren muss? Warum tut er das? Warum kauft er sich nicht endlich ein schönes Regal? Und war bei den zweihundert Laufstegmodels, mit denen er die letzten Monate suggerierte Sex gehabt zu haben, wirklich keine dabei, mit der er mal eine Beziehung in Betracht gezogen hat? Was für ein Leben wird mir hier eigentlich verkauft?

Hat den cooleren Lifestyle und das derbere InnerGame nicht eigentlich der übergewichtige Junge, der auf Youtube ehrlich über seinen Schmerz reden kann, versucht sein Leben zu ordnen und Abends davon träumt, Trucks zu fahren und am Feierabend seine Frau in den Arm zu nehmen? Oder muss man dem erst beibringen, welchen Lifestyle er eigentlich haben will? Hat der nur einfach keine Ahnung von dem tollen Gefühl einer kühlen Hotelzimmerfensterscheibe an der Stirn und den vielen Mädchen, die Morgens wieder weg sind weil man eben doch nur ein Arschloch ist? Sind doch die Typen cooler, die uns das sorgfältig zusammengeschnipselte Infield-Video präsentieren in dem sie 5 Minuten lang alles reißen und in noch blöderen Kostümen noch kältere Telefonnummern von noch tolleren Mädchen kassieren als im letzten Video?

Well... All das Fragen wird wohl nicht viel ändern; die Karawane zieht weiter; the show must go on! Und dass PickUp als Teil des großen Motivations- und Self-Help-Zirkus eben auch oft nur Showbusiness ist, sollte wohl kaum jemandem entgangen sein. Und so fliegen sie also auch nächstes Jahr wieder alle nach Budapest, Prag und Rio, und dann stehen sie wieder alle zum hundertsten mal auf dem hundertsten Hügel und drehen das hundertste InnerGame-Video mit Meer und Sonnenuntergang, mit ausgebreiteten Armen und mit ganz viel Spirit und Erkenntnis, um der ganze Welt zu beweisen, dass sie sich einen AirBerlin-Flug leisten konnten. Nicht zu vergessen das tolle Hotelzimmer! Und die Jungs, die zuhause geblieben und zur Arbeit gegangen sind, gehen dann eben auf eine Konferenz und wollen Lifestyle lernen. Blöd nur, dass man Lifestyle eben leben muss und nicht einfach lernen oder kaufen kann.



Du bist langweilig! Wir haben die Lösung!


Natürlich gibt es Menschen, die von Natur aus schüchtern und introvertiert sind. Natürlich gibt es Menschen, die lieber vor dem Fernseher sitzen, als durch Clubs zu ziehen. Natürlich gibt es Menschen, die lieber eine durchschnittliche Beziehung führen, als jeden Monat mit fünf betrunkenen Frauen zu schlafen. Und natürlich gibt es Menschen, die sich weder fürs Fitnessstudio, noch für Mode oder Reisen begeistern können. Und das ist auch nicht das Problem. Das Problem ist, wenn dir die Gesellschaft, die Werbung oder sonst jemand einredet, du müsstest jeden Abend lässig mit Fremden an einer Bar in Stockholm quatschen, regelmäßig heiße Girls flachlegen und den Namen von jedem einzelnen Muskel deines Sixpacks kennen und du dadurch anfängst, dich 'falsch' und unwohl mit dem zu fühlen, wer und wie du bist.
Profitieren können davon, dass du dich schlecht fühlst, aber viele. Nur eben nicht du. Die Firmen, die dir Produkte verkaufen können, mit denen du angeblich sicherer und cooler durch die Welt läufst, von Klamotten, Autos, Düften, Fitnessstudio-Mitgliedschaften bis zu Self-Help-Büchern und Coachings verdienen ein Heidengeld damit, dass du dich unwohl fühlst und denkst, mit dir würde etwas nicht stimmen.
Niemand kann mit Menschen wirklich gut Geld verdienen, die glücklich mit sich sind und nichts mehr brauchen oder verändern wollen. Ein zufriedener, selbstbewusster Mensch gibt nur Geld für Dinge aus, die er wirklich benötigt. Für alle anderen Produkte braucht man Werbung, um eine Unzufriedenheit, einen Wunsch und damit ein Bedürfnis herzustellen. Daher sollte man generell sehr genau hinterfragen, was man da eigentlich will, wer man da eigentlich unbedingt sein will und vor allem WARUM man das will.
Du solltest dir sehr bewusst machen, dass niemand ein Interesse daran hat, dass du Frieden mit dem machst, der du bist. Denn nur, wenn du ein anderer sein willst, du dich unwohl und unfertig fühlst, oder das Gefühl hast, dich verbessern, verschönern oder verändern zu wollen, lässt sich wirklich Geld mit dir verdienen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass dieses Gefühl oder dieser Wunsch generell falsch sind und auch nicht, dass es falsch ist, Menschen dabei zu helfen, sich zu verändern. Das bedeutet nur, dass man den Ursprung des Wunsches und den Anbieter der Lösung manchmal in der selben Person als den einzigen Profiteur enttarnen kann.

Viel zu wenige sind sich dessen bewusst, dass wir es manchmal nicht nur mit einem Forum voller Kumpels zu tun haben, die uns helfen wollen, sondern eben oft auch mit einer Industrie, für die wir Kunden sind, Kaufkraft und Geldbeutel. Am wenigsten Interesse hat diese Industrie daran, dass wir, ohne ihre Produkte zu kaufen, anfangen uns zu akzeptieren wie wir sind. Am meisten Interesse haben sie, nach unserem Geld, daran, uns vorzumachen, wie toll andere im Vergleich zu uns leben und wie langweilig, fad und unbefriedigend doch unser Leben im Vergleich dazu ist; wie dringend wir Veränderung brauchen und wie dringend wir dazu ihr neues DVD-Set benötigen. Kein Unternehmen der Welt hat Interesse daran, dir zu vermitteln, dass du schon in Ordnung bist so wie du bist.

Natürlich sind wir erstmal glücklicher, wenn wir uns die neuen Sneakers, das neue Handy und die neue Spielkonsole gekauft haben. Aber auch das sollten wir lieber nicht allzu lange sein. Primär geht es immer darum, dass Leute uns zeigen, wie glücklich und cool wir sein könnten, würden wir ihre coolen neuen Klamotten kaufen, beziehungsweise wie viele Frauen diese tollen Jungs auf dem Werbeplakat und in dem Infield-Video überall auf der Welt täglich knallen; nur der arme Klaus eben nicht. Und komischerweise posten das Video und das Bild auf Facebook eben besonders gerne genau die Jungs, die nicht nur in einem Arm das heiße, magersüchtige Model halten, sondern in der anderen Hand, hinter dem Rücken, auch das passende DVD-Set.... Was für ein glücklicher Zufall für Klaus!

Das ganze folgt einer sehr simplen Logik und jeder, der sich mit Werbung beschäftigt, kann verstehen, dass Richard La Ruina nicht einfach ein Angeber ist, sondern uns eben aus ganz anderen, sehr persönlichen Gründen täglich mit einem neuen Modelfoto impfen muss.



Excuse me - Weil nicht sein kann, was nicht sein darf


Die wenigsten von uns hatten wirklich vor, zum Super-Casanova, zur Sexmaschine oder zum Sportbumser zu werden. Die meisten von uns haben auch noch ein Leben ausserhalb ihres Intimbereichs und viele suchen einfach nur ein paar Antworten, Bestätigung oder eine Freundin. Doch es existiert ein relativ starkes Rollenmodel in der Szene. Ein Männerbild, ein Lifestyle und ein Wertesystem, dem man sich gerade zu Beginn schwer entziehen kann und das die eigenen Ziele leicht verdrängt.

Der Begriff 'Excuse' wurde im Pick Up eingeführt, um einen Gedanken zu beschreiben, den man selber entwickelt, um sich in unangenehmen Situationen, um den Weg zum Erreichen des selbstgewählten Ziels zu drücken. Gelegentlich begegnet er uns aber auch als Vorwurf, wenn Menschen nicht den vorgegeben Weg mit den vorgegebenen Methoden zum vorgegeben Ziel wählen, oder einfach nicht dem allgemeinen Rollenbild nacheifern; kurz, wenn jemand aus der Reihe tanzt. So wird der Begriff auch schnell zum Schlagstock, zum Durchsetzen von Denkverboten, gegen das Hinterfragen des Community-Mainstreams, und zur Sicherung einer Meinungs- und Moral-Vorherrschaft.

Jeder Mann fängt aus dem gleichen Grund an: Er will geliebt werden und sich weniger einsam fühlen. Dieses Bedürfnis wird allerdings unterschiedlich interpretiert. (…) Es gibt eine wortgewaltige Minderheit, die 'PUA-Grundsätze' verkauft und vermarktet. Doch die schweigende Mehrheit der Kerle will einfach nur persönlichen Erfolg. Für jeden Typen, der im Forum mit seiner Horde an Fickfreundinnen angibt, gibt es zehn Typen, die einfach nur ein nettes Mädchen kennenlernen wollen, aber gar nichts davon schreiben.“
- Mark Manson -

Dass derartige Scheuklappen und Denkverbote natürlich dem Vorankommen und der Entwicklung der Community und jedes Einzelnen schaden, wird anscheinend oft in Kauf genommen, wenn es darum geht, nicht in die Verlegenheit zu geraten vielleicht auch die eigenen Ziele und Ansichten sowie deren Ursprung zu hinterfragen.

Natürlich fühlt sich der Bodybuilder verunsichert, wenn er hört, wie glücklich und zufrieden der dürre Kerl oder der dicke Junge sind; zumindest wenn sein eigenes Interesse am Bodybuilding auf ein gestörtes Verhältnis zu seinem Körper und ein schwaches Selbstbewusstsein zurückgeführt werden können.

Es kann auf einen olympischen Hundertmeterläufer durchaus verwirrend wirken, wenn der Läufer neben ihm, nach 30 Metern beginnt zu spazieren und erklärt, dass ihm Geschwindigkeit im Leben gar nicht so wichtig ist; zumindest wäre es für ihn ein Anlass, um sich selbst zu fragen, warum Geschwindigkeit für ihn denn so wichtig wurde.

Und natürlich kann es geradezu gefährlich für jemanden sein, der sich selbst nicht sicher ist, warum er eigentlich jedes Wochenende mit zwei namenlosen, betrunkenen Mädchen schlafen will, wenn er jemanden trifft, der nicht nur entspannt damit ist, es nicht oder nicht mehr zu tun, sondern auch noch bewusst etwas ganz anderes sucht.

Grundsätzlich sollte in keinem der Fälle einer von beiden ein Problem mit der Haltung des anderen haben. Das Problem entsteht erst dann, wenn entweder einer der beiden sich seiner eigenen Beweggründe nicht sicher ist und Angst davor hat, sich diesen stellen zu müssen, oder wenn es ihm selbst eigentlich nie um das Ziel, sondern um die Competition, um das Gewinnen und Bessersein ging. Im letzteren Fall macht man ihm natürlich die Competition kaputt. Aber kann die Suche nach der richtigen Frau überhaupt eine Competition sein? Kann man darin überhaupt besser oder schlechter sein? Und wenn ja, warum sind dann die meisten Flirt-Coaches Langzeitsingles oder stolze Besitzer einer ganzen Sammlung von unglücklichen Beziehungen, wie wir sie auch alle zuhause in der Vitrine stehen haben?

Wenn du also das nächste mal das Wort 'Excuse' an den Kopf bekommst, solltest du gründlich hinterfragen, um wessen Ausrede es sich handelt und ob es auch wirklich DEIN Ziel ist, vor dem du dich drückst.

Und ja, das ist natürlich gerade der perfekte Excuse für meine Excuses....



Free your mind and the rest will follow


Um das zum Ende noch einmal ausdrücklich zu betonen: Dies ist weder ein Text gegen Pick Up, noch ein Text gegen Coaching. Es ist höchstens ein Aufruf, Augen, Herz, Geist und die Community offen zu halten, ständig zu hinterfragen, kritisch zu sein und Entwicklungen, Wege und Ziele anderer zu respektieren. Wer auf Pick Up gestossen ist, um sich von eigenen Ängsten und Zwängen der Gesellschaft zu befreien, sollte nie vergessen, dass es ihm um Befreiung ging und er sich tunlichst keine neuen Fesseln und neue Zwänge auferlegen lassen sollte oder versuchen sollte, diese anderen aufzuerlegen. Das erzwungene Rollenbild des weltenbummelnden Alpha-Casanovas ist das Barbie-Dreamhouse der Pick-Up-Artists. Brennen wir es also nieder! Niemand hat das Recht uns zu sagen, wie wir als Männer auszusehen, zu sein, zu fühlen, zu denken, zu lieben und zu leben haben! Weder zu folgen noch zu führen, sondern hierüber völlig alleine zu entscheiden und gegen jede Vorgabe, Norm oder Gruppe daran festzuhalten entspricht einzig und allein dem Bild des selbstbestimmten 'Alpha'-Mannes.

Und dabei geht es nicht darum, irgendjemandem seine Männlichkeit und sein Männerbild wegzunehmen oder abzusprechen, es geht darum, jedem die Freiheit zurückzugeben, sein eigenes Männerbild und seine eigene Männlichkeit leben zu dürfen, ohne ihm eine Rolle aufzuzwingen.



Voyage, Voyage


Hoppla, das war weder so pathetisch, noch so ausführlich geplant und plötzlich ist auch der Tag schon fast vorbei und mein Koffer immer noch nicht fertig gepackt... Naja, anscheinend musste da was raus und ich hoffe, ihr verzeiht mir meine kleine Wahlkampfrede zum Wochenende. In Frankreich werde ich mir nach diesem Text morgen jedenfalls erstmal ein Pferd besorgen, um dann nackt zu den Barrikaden reiten zu können.

Nachdem diesmal doch auch einige etwas Fett abbekommen haben und Sophia meine Adresse wahrscheinlich an den Meistbietenden verkaufen wird, ist es wohl ganz ratsam, das Land erstmal zu verlassen. Ich werde euch natürlich via Facebook informieren, in welch abenteuerlichen Ländern ich mich gerade herumtreibe, ob mein Hotelzimmer eine Terrasse hat und welch tolle Frauen sich von mir von hinten fotografieren lassen. Jetzt wird es aber Zeit, meinen Maßanzug anzuziehen und mich zu Mateo in die Lufthansa-Lounge zu schmuggeln.



Vive la révolution!


Elia

2 Kommentare:

  1. Sehr schöner Text, Elia!

    Ich habs vor ner Weile schonmal im Forum geschrieben - mit den excuses verhält es sich ein wenig wie mit Verschwörungstheorien...wenn du nicht dran glaubst bist du ganz fix selbst Teil der Verschwörung.
    Dein Hinweis auf wirtschaftliche Interessen innerhalb der Community ist nicht neu für jeden, der über einen Funken Reflexionsfähigkeit verfügt und sich schon ein wenig mit PU beschäftigt hat. Nichtsdestotrotz ein wichtiger Hinweis. Und wenn nur ein einzelner 16-jähriger, der bei seiner ersten verschüchterten Googlesuche nach PU hierüber stolpert durch deinen Text vielleicht etwas vorsichtiger wird hat es sich ja schon gelohnt.

    Viel Erfolg bei deiner Suche! Strandgitarrist

    PS: Ich denke trotzdem, dass ein simpler lay "gegen" deine Überzeugungen dich weiterbringen würde.

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  2. Sehr schöner Text, Elia!

    Ich habs vor ner Weile schonmal im Forum geschrieben - mit den excuses verhält es sich ein wenig wie mit Verschwörungstheorien...wenn du nicht dran glaubst bist du ganz fix selbst Teil der Verschwörung.
    Dein Hinweis auf wirtschaftliche Interessen innerhalb der Community ist nicht neu für jeden, der über einen Funken Reflexionsfähigkeit verfügt und sich schon ein wenig mit PU beschäftigt hat. Nichtsdestotrotz ein wichtiger Hinweis. Und wenn nur ein einzelner 16-jähriger, der bei seiner ersten verschüchterten Googlesuche nach PU hierüber stolpert durch deinen Text vielleicht etwas vorsichtiger wird hat es sich ja schon gelohnt.

    Viel Erfolg bei deiner Suche! Strandgitarrist

    PS: Ich denke trotzdem, dass ein simpler lay "gegen" deine Überzeugungen dich weiterbringen würde.

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